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Die unglaubliche Welt der Systemstöcke
Der Spazierstock mit Geheimnis
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Die System- oder Funktionsstöcke erfinderischer Geister sind möglicherweise die faszinierendsten und am meisten gesammelten Gehstöcke. Diese Kategorie besteht aus kuriosen Stockvarianten mit einer versteckten Funktion wie einem Fächer, einem Regenschirm, einer Flasche mit Trinkglas, einem Parfumflakon oder einer Klinge. Oder einem Gehstock, der von Ärzten getragen wird und Skalpelle und Spritzen enthält. Auch Musikinstrumente, Angelruten, Fernrohre, Nähzeug und Korkenzieher können in einem Stock versteckt sein. Mehr als 1500 Patente wurden während des 18. und 19. Jahrhunderts beantragt. Die beiden wesentlichen Eigenschaften des Systemstocks bestehen darin, etwas zu verbergen und mehrere Dinge oder Eigenschaften zu vereinen. Neben dem sachlichen Begriff Systemstock gibt es auch noch die romantischeren Ausdrücke wie Stöcke mit Innenleben oder Stöcke mit Seele.
Funde im Grab von Tutanchamun wie auch die mittelalterlichen Bischofsstäbe belegen, dass besonders geformte oder reich verzierte Stöcke seit Urzeiten als Herrschaftssymbol dienten.
Aber erst Ludwig XIII. soll es gewesen sein, der den Stock als königliches Accessoire adelte. Nicht nur, dass der König, wie fast alle Porträts verraten, angeblich immer einen in den Händen hielt. Er verlieh ihn auch – neben wertvollen Schnupftabakdosen – als Ehrengabe. Dementsprechend verzichteten die Kavaliere, die à la mode sein wollten, fortan nicht auf dieses modische Beiwerk. Es waren mehr oder weniger reich verzierte Stäbe ohne gebogenen Griff, die man in der Hand hielt oder unter dem Arm trug.
Das 19. Jahrhundert und der Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zur Epoche des Spazierstocks. Die ungeheure Nachfrage beförderte zugleich den Ehrgeiz, nicht bloss mit einem Allerweltsstock zu flanieren. Und so entstand eine Fülle einmaliger Stücke mit praktischen und seltsamen Griffen und einem geheimnisvollen Innenleben. Der Maler Henri de Toulouse-Lautrec etwa besass einen Stock, der eine Flasche umschloss, die einen halben Liter Absinth bereithielt.
In dieser Sonderausstellung sind über 250 besonders faszinierende System- oder Funktionsstöcke zu sehen, die offensichtlich oder unauffällig einen Zusatznutzen bergen. Da können im Griff für Herren Rasierpinsel und Seife verborgen sein, für Damen ein Riechfläschchen, für den Globetrotter Kompass und Thermometer. Auch Raritäten von um 1800 des Schweizer Instrumentenbauers Ulrich Ammann, die Stock-Klarinetten, können bewundert werden. Mit Leihgaben von Privatsammlungen aus der Region ist diese einzigartige Ausstellung zustande gekommen. In dieser Form wird sie exklusiv nur in Basel zu sehen sein. Das Ausstellungskonzept ist ebenfalls einzigartig. Die Systemstöcke werden mithilfe modernster Technik offen wie geschlossen zu sehen sein. Also nicht verpassen!